AHA!

AHA! Alle handeln angemessen!

AHA! ist ein Konzept zur Weiterentwicklung der Einrichtungskultur. Es besteht aus einer pädagogischen Konzeption, sowie Ergänzungen für MitarbeiterInnen.

Zur pädagogischen Konzeption gehören folgende Aspekte

 

1. Regelwerk St. Kilian
2. Wie begegnen die Erwachsenen Regelverletzungen
3. Rat der Weisen
4. Das Konzept „Junge Menschen sind Experten“ (JUMEX)
5. Instrumente der Konfliktklärung

Die Ergänzungen für MitarbeiterInnen enthalten folgende Unterkonzeptionen

 

6. Krisenmanagement
7. Unterstützungssysteme
8. Präsenz von AHA! in St. Kilian
9. Konfrontation von Mitarbeiter/innen bei Regelverstößen

1. Regelwerk für die Hausgemeinschaft von St. Kilian

Das Regelwerk gilt für alle Personen, die in St. Kilian leben, arbeiten, und/oder beschult werden. Darauf aufbauend und ergänzend gibt es in den einzelnen Bereichen zusätzliche Regeln.

 

Für die Regeln gilt:

  • Regeln so konkret wie möglich
  • Regelverstoß mit einer Konsequenz/Strafe gekoppelt, nach Möglichkeit Verbindung zwischen Regelverstoß und Konsequenz gewährleisten
  • Täter-Opfer-Ausgleich/Wiedergutmachung/Schadensersatz
  • Der zum Zeitpunkt des Regelverstoßes zuständige Bereich   wird umgehend informiert. Dieser legt die Sanktion fest.
  • Bei Straftaten erfolgt zusätzlich eine Anzeige

 

Die wichtigsten Regeln:

  • Wir gehen freundlich miteinander um.
  • Ich achte die Grenzen anderer
  • Ich bin pünktlich.
  • Ich gehe mit Eigentum sorgfältig um.
  • Ich helfe Opfern und Schwächeren.
  • Ich erfülle meine Aufgaben und Dienste.

 

Zudem sind viele Konsequenzen bei Fehlverhalten festgelegt. Dabei spielen Wiedergutmachungen und Täter-Opfer-Ausgleiche eine große Rolle.

2. Wie begegnen die Erwachsenen Regelverletzungen?

einer für alle gleichermaßen verbindlichen persönlichen Haltung situationsgemäß, eigenverantwortlich und in angemessener Weise. Dabei gilt:

Ich handle mit folgender Haltung:

  • Ich nehme die Regelverletzung wahr (Voraussetzung: Präsenz).
  • Ich gehe in Kontakt (Blickkontakt) / Ich werde sichtbar.
  • Ich mache auf die Regelverletzung aufmerksam.
  • Ich fordere die Einhaltung der Regel.
  • Ich leite Maßnahmen ein / Ich gehe aktiv damit um.
  • Ich biete Hilfe an, wenn andere in einen Konflikt verwickelt sind.

und in folgenden Stufen:

  1. Ich gehe verbal und non–verbal freundlich und eindeutig und respektvoll auf die beteiligte/n Person/en zu.
  2. Ich spreche sie in bestimmter und eindeutiger Weise an.
  3. Ich fordere Blickkontakt ein, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Dazu kann ich in Körperkontakt gehen.
  4. Ich fordere Unterstützung ein. Jede/r Mitarbeiter/in ist verpflichtet, der Bitte um Unterstützung nachzukommen.
  5. Das Kind / Der Jugendliche wird isoliert. Am Konflikt beteiligte Mitarbeiter/innen bleiben präsent.

Generell gilt: Um Selbst- und Fremdgefährdungen sowie Sachbeschädigungen zu verhindern wird das Kind / der Jugendliche körperlich eingegrenzt. Dies ist zu dokumentieren und im eigenen Team zu besprechen.

3. Rat der Weisen

Der Rat der Weisen ist ein Gremium zur Klärung von Problem und zur Weiterentwicklung der Einrichtung. Er besteht aus 6 Kindern/Jugendlichen und 6 Erwachsenen. Hinzu kommen die Bereichsleitungen Sozialpädagogik und Schule, die aber nur beratend dabei sind und nicht stimmberechtigt sind.

Wählbar sind junge Menschen, die in irgendeiner Form schon Verantwortung in der Einrichtung übernehmen (Streitschlichter/Stufen-/Gruppensprecher/Betreuer i. Freizeitbereich). Bei den Erwachsenen können sich generell alle Mitarbeiter der Stammeinrichtung zur Wahl stellen.

Wahlberechtigt sind alle Kinder und Jugendlichen und alle Mitarbeiter der Stammeinrichtung. Gewählt werden die Mitglieder des Rats für jeweils ein Jahr.

Was wird bearbeitet?

Wenn ein Kind, Jugendlicher oder Erwachsener den Eindruck hat, dass es/er mit einem Problem konfrontiert ist, das in den üblichen Strukturen nicht zu klären ist; wenn keine Änderungen zu sehen sind (Bsp.: Konflikte zwischen Kindern, Probleme von Kindern mit Erwachsenen, Verbesserungsvorschläge für die Einrichtung, Einhaltung von Regeln, Beratung, Regelverstöße zwischen Erwachsenen und Kindern).

Was tut der Rat der Weisen?

  • Sanktionen in festgeschriebenem Rahmen aussprechen
  • Täter-Opfer-Ausgleiche durchführen
  • die Beratung von Kindern und Erwachsenen anbieten
  • Appelle an bestimmte Personen richten
  • Empfehlungen an die Heim-/Bereichsleitung aussprechen
  • Themen aus dem Rat-der-Weisen-Briefkasten bearbeiten
  • Geländereinigungsaktionen organisieren

Daran erkennt man die Ratsmitglieder:

4. Konzept „Junge Menschen sind Experten (JUMEX)“

Das Konzept besteht aus zwei Teilen, einem Teil für reine Jugendgruppen und einem Teil für altersgemischte Gruppen und der Schule:

 

Peer Group Counseling:

  • Jugendgruppen bis zu 12 Mitglieder
  • 1 x pro Woche / 60 min / immer gleicher Zeitpunkt
  • feste Sitzordnung / keine Ablenkungen / Störungen
  • nur persönliche Probleme bzw. Fragestellungen / keine Gruppenthemen oder allgemeine Themen
  • „zurückhaltende“ Moderation durch einen Erwachsenen
  • Modell „Selbsthilfegruppe“ mit ritualisierten Gesprächsabläufen

 

Gruppenrat/Stufenrat (Schule und altersgem. Gruppen)

  • Altersgemischte bzw. größere Gruppen
  • 1 x pro Woche / 60 min / immer gleicher Zeitpunkt
  • feste Sitzordnung/keine Ablenkungen / Störungen
  • offen für alle Themen, die die Gruppe betreffen
  • feste Rollen je Termin: Leitung/Protokoll/Regelwächter
  • Erwachsene als gleichberechtigte Gesprächsteilnehmer
5. Krisenmanagement in St. Kilian

Krisen sind Folgen ungelöster und/oder tiefgreifender Konflikte bzw. einer Reihe von Konflikten. Sie bezeichnen „… eine schwierige, mit einem Höhe- bzw. Wendepunkt verknüpfte (Entscheidungs-)Situation …“.

Konflikte beschreiben „…Interessen, Zielsetzungen oder Wertvorstellungen … die unvereinbar sind oder erscheinen. Eine Seite fühlt sich bedroht oder beeinträchtigt.“ Krisen (und Konflikte) können zirkulären Charakter besitzen, d.h. sie können ihrerseits wieder weitere Krisen (und Konflikte) begründen.

 

Ziel des Krisenmanagements in St. Kilian ist es,

  • den betroffenen jungen Menschen ein größtmögliches Maß an Ruhe, Sicherheit und emotionaler und struktureller Stabilität zu vermitteln und sie darüber hinaus in ihrer Bewältigungskompetenz zu unterstützen,
  • für die Führungs- und Fachkräfte den Grad an Handlungssicherheit zu erhöhen und fachlich begründbare Regelungen von Krisen sicherzustellen und
  • Transparenz gegenüber den Eltern/Personensorgeberechtigten und den SachbearbeiterInnen der Jugendämter/Kostenträger gegenüber zu gewährleisten.

 

 

Vor diesem Hintergrund wurden folgende Instrumente entwickelt, die es ermöglichen sollen, in Krisensituationen souverän zu agieren:

  1. Krisenablaufplan
  2. Notfall-Telefonliste
  3. Handlungssicherheit im Team
  4. Unterstützungssysteme
  5. Handlungsrepertoire in Krisensituationen
6. Unterstützungssysteme

Um Krisen vorzubeugen und den Mitarbeitern/innen mehr Handlungssicherheit zu geben, gibt es folgende Unterstützungsmöglichkeiten:

 

  • Fachübergreifende Gesprächskreise
  • Inhouse – Fortbildungen, z.B. Systemisches Denken und Handeln, Wahrnehmung, Kommunikation, Konflikt – Kritikkultur, Umgang mit psychisch kranken Eltern, Trauma
  • Gruppendynamische Angebote
  • Ermunterung zum direkten persönlichen Gespräch
  • Bereichsübergreifende pädagogische Klausurtagung
  • Zeitnahe persönliche Beratung nach Konflikt durch den Fachdienst
7. Präsenz von AHA! in St. Kilian

Das AHA!-Konzept wird durch verschiedene Maßnahmen in der Einrichtung präsent gehalten:

 

  • Einführung „AHA!“ für neue Mitarbeiter/innen bzw. Auffrischung AHA! für „alte“ Mitarbeiter/innen
  • 1mal jährlich verschiedene Fortbildungsangebote zu AHA!. Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, an mindestens einer Veranstaltung jährlich teilzunehmen.
  • Bekanntmachen mit dem „AHA!-Konzept“ beim Vorstellungsgespräch und nach der Aufnahme.
  • Ein “AHA!“- Flyer wird der Begrüßungsmappe beigelegt.
  • Durch Weitererzählen und Beobachten macht das Kind erste Erfahrungen mit „AHA!“. Zusätzlich thematisiert der Bezugserzieher „AHA!“ mit seinem Bezugskind.
8. Konfrontation von Mitarbeiter/innen bei Regelverstößen

Die Mitarbeiter/innen sind verpflichtet, sich an die Vorgaben durch AHA! und an die beschriebenen Verbindlichkeiten der Einrichtung zu halten. Gleichzeitig ist von Seiten der Dienstvorgesetzten und der Einrichtungsleitung gewünscht, dass zunächst ein/e Mitarbeiter/in eine/n andere/n offen damit konfrontiert, wenn er/sie eine Überschreitung der verbindlichen Vorgaben der Einrichtung beobachtet. Um den Mitarbeiter/innen hier Sicherheit zu geben, wurde der der damit verbundene Ablauf beschrieben und festgelegt.